Was nun?
Was war jetzt zu tun?
Nach weiteren Untersuchungen und intensiven Gesprächen mit den behandelnden Medizinern gab es schulmedizinisch folgendes Behandlungs-Spektrum:
Totaloperation?
Nach detaillierter Auseinandersetzung mit dieser Therapie ergab sich für mich zum damaligen Zeitpunkt Folgendes:
- Es besteht ein 50%iges Risiko, dass der Krebs nicht gänzlich beseitigt werden kann (mit der Konsequenz, dass der Krebs sich ausweitet und vergeblich operiert würde.
- Zusätzlich besteht bei der Total-OP ein 50%iges Risiko, dass Inkontinenz eintritt, ich also Windeln tragen müsste.
- Im ungünstigsten Fall wäre ich bei dieser Therapie Windelträger mit einer Lebenserwartung von vielleicht noch 3 Jahren.
Strahlentherapie von Außen?
zu berücksichtigen ist hier die bereits gehabte Strahlung der Brachytherapie.
Nochmalige Brachytherapie?
zu berücksichtigen ist auch hier die bereits gehabte Strahlung der Brachytherapie.
Hormonbehandlung?
eine wegen ihrer die Männlichkeit raubenden Wirkung nicht gerade wünschenswerte Therapie.
Plan der behandelnden Ärzte in der Uni-Klinik:
Von Seiten der Universitäts-Klinik wurde mir zu folgender - aus schulmedizinischer Sicht erfolgversprechendster - Therapiefolge geraten:
Zunächst eine Hormonbehandlung über zwei Jahre hinweg (mit weitreichenden Folgen für das Sexualleben)
Anschließend, 6 Wochen nach deren Beginn, eine Strahlentherapie von Außen, über rund 6 Wochen, unter Einberechnung der bereits erhaltenen Strahlung
Daran anschließend eine nochmalige Brachytherapie, ganz speziell angesetzt auf die zwei verbliebene "Hotspots", links und rechts, in der Prostata.
Beängstigend hoher Gleason Score
Weil seit der letzten Untersuchung fast ein halbes Jahr vergangen war, sollte vor diesem Eingriff eine weitere Untersuchung mittels modernster diagnostischer Geräte (Cholin-PET/CT) Klarheit bringen.
Ergebnis der Untersuchung am 23.2.04: Ein PSA-Wert von 1,7 ng/ ml. Das war noch nicht beängstigend, obwohl die Steigerung gegenüber den Ausgangswert immerhin 70% betrug. Aber der Gleason Score war bei 4+4=8, die höchste Stufe ist 10.
Der Krebs ("mein" Krebs wollte ich niemals denken oder sagen, denn das Krebsgeschwür ist nicht meins, es gehört mir nicht, es gehört auch nicht zu mir, sondern es ist ein Fremdkörper in mir!) hatte sich, vom "friedlichen Haustier" zum "gefährlichen Tiger" gewandelt, wie man in der Klinik anschaulich sagt.
Unnötige Zeit war verstrichen - es musste nun schneller gehandelt werden, als es in den vergangenen Monaten der Fall war.
Ich verließ mich auf den medizinischen Sachverstand der Mediziner in der Uniklinik und begann am 8. März 2004, die ersten drei Tabletten für die Hormontherapie zu schlucken.
Die Therapie beginnt
Die von der Urologie im Zusammenwirken mit der Nuklearmedizin/ Strahlentherapie vorgeschlagenen Therapie, bestehend aus Hormontherapie, Salvage Brachytherapie und Strahlentherapie der Lymphabflussgebiete hatte damit begonnen...
Versuchskaninchen
Drei Tage nach Therapiebeginn erreichte mich ein Brief von der Uni, in dem ich darauf hingewiesen wurde, dass es "für diese Therapieoption", nämlich die Hormontherapie, Salvage Brachytherapie und Strahlentherapie der Lymphabflussgebiete, "keine gesicherte wissenschaftliche Datenlage gibt", und man mich auf die möglichen Folgen hinweise.
Eine wahrlich "Aufmunternde" Aussage: Irgendwann werde ich dann austherapiert (ein ganz schlimmes Wort) sein!
Erst jetzt wurde mir klar, dass es in der Schulmedizin keine wirklich gesicherte und erfolgversprechende Vorgehensweise für meinen Fall gab.
Zudem hatte man mich informiert, dass man mir, wenn die vorgeschlagene Therapie wiederum nicht erfolgreich sein würde (was man erst nach Ablauf von zwei Jahren definitiv beurteilen könne) ärztlich nicht mehr helfen könne!
Ich sei dann eben austherapiert!
Meine Folgerung: Abbruch dieser irrsinnigen Therapie
Nach eingehender Diskussion mit meiner lieben Frau brach ich die bereits begonnene Hormontherapie sofort ab, nahm das Präparat also nicht mehr ein, und beließ die Spritze in der Apotheke.
Aber was war jetzt zu tun? Alles war ausdiskutiert. Die Schulmedizin hatte keine akzeptable und erfolgversprechende Lösung für mich...
Zweieinhalb lange Jahre waren seit der Diagnose "Krebs" vergangen. Ich wusste nicht, wie es weitergehen könnte.
Die zweifelhafte Dreifach-Therapie, das war uns beiden klar geworden, wollte ich auf keinen Fall über mich ergehen lassen!